Information fuer Planer

Inhalt Inhalt, Impressum Vorwort Regenwasserbewirtschaftung: Regenwasser - für den Kanal viel zu schade Natürliche und technische Wasserkreisläufe Regenwasser nutzen bei Neubau, Modernisierung, Altbausanierung - privat, gewerblich und kommunal Regenwasser: Von Natur aus rein Besondere Qualität bei Regenwasser - und warum es trotzdem gereinigt wird Best Practice: Anwendung, Beratung, Förderung Regenwassersammelsystem: Vom Regen in die Traufe Große Dachflächen liefern viel gutes Wasser Worauf es beim Filtern von Regenwasser ankommt Regenwasservorrat: Gut gespeichert ist halb gewonnen Richtige Speichergröße und -ausstattung machen eine Anlage effektiv Regenspeichergröße berechnen Regenwasserverteilung: Energiesparend fördern und verteilen Die Regenwasserzentrale - Steuerung für Pumpen und Nachspeisung Kennzeichnung und Nachspeisung: Gesetzlich verankert Energie und Betriebswasser: Synergie aus Wasser und Wärme Best Practice bei Energieeinsparung durch Regen- und Betriebswasser Literatur Impressum Seite 2 Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13 Seite 14 Seite 15 Herausgeber: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr) e. V. Verlag: fbr Dialog GmbH, Hilpertstraße 20, 64295 Darmstadt, info@fbr.de Autor: Klaus W. König, Überlingen Redaktion und Gestaltung: Dietmar Sperfeld, Astrid Göller, fbr Bezug: Die Broschüre ist in gedruckter Form beim Verlag und als Download unter www.fbr.de erhältlich. Druck: C. Maurer GmbH & Co. KG, Schubartstraße 21, 73312 Geislingen an der Steige Stand: Mai 2020, 1. Auflage, 15.000 Exemplare Titelbilder: shutterstock, Gyuszko-Photo; Fotolia, jakubzak; shutterstock, Jacqui Martin; fbr; shutterstock, Mr Twister; shutterstock, Rido Bilder und Grafiken Inhaltsseiten: Seite 4: kwKönig/Huss Medien GmbH Seite 5: Wohnungsbaugenossenschaft Zweibrücken/kwKönig Seite 6: shutterstock, majivecka (links), WISY AG (Mitte), kwKönig (rechts) Seite 7: Fotolia, Fotodesign Märzinger Seite 8, 9, 10: kwKönig Seite 11: 3P Technik Filtersysteme GmbH Seite 12: Otto GRAF GmbH (links), GreenLife GmbH (Mitte), CALPEDA Pumpen Vertrieb GmbH (rechts) Seite 13: Mall GmbH Seite 14: shutterstock, Gyuszko-Photo; (oben), Marco Schmidt (unten) Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Zustimmung des Herausgebers unter Quellenangabe gestattet. 2 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

Vorwort Kann Regenwasser energieeffizient sein? Was auf den ersten Blick eine spontane Verneinung hervorruft, muss bei näherer Betrachtung revidiert werden. Nicht das Wasser an sich, sondern die vielfältigen Anwendungsbereiche und die damit verbundenen (Energie-)Einsparpotentiale machen die Gebäudeplanung mit Regenwasser interessant. Auch in puncto Nach- haltigkeit kann die Gebäudeplanung als kleinste Einheit einer klimaverbessernden blau-grünen Infrastruktur mit gutem Beispiel voran gehen. In trockenen Sommern kann das Trinkwasser sogar in unseren Breiten knapp wer- den. Wer Regenwasser sammelt, schont Ressourcen und bewässert den Garten mit einem guten Gewissen. Aber nicht nur das: im Gebäude lässt sich ebenfalls Trinkwasser ersetzen. WC-Spülung und Waschmaschine sind ganzjährige „Abneh- mer“ des weichen Niederschlagswassers. Was nicht gebraucht wird, wird zurück- gehalten und nach Möglichkeit versickert. In Gewerbe- und Industrieunternehmen ergeben sich zusätzliche Applikationen, etwa durch die Nutzung des Regenwassers für Produktionsprozesse, Kühlung und Klimatisierung, wodurch vielfach Energieeinsparungen und CO2-Reduzierungen möglich sind. Mit Regenwasser lässt sich aber auch die Energieausbeute für Solar- kollektoren steigern, indem diese an heißen Tagen mit Wasser besprüht werden. Die Liste der Anwendungsbeispiele, auch in Kombination mit anderen Systemen, ließe sich fortsetzen - hier darf der Planer kreativ werden. So summieren sich die Vorteile der Regenwassernutzung nicht nur für die Betrei- ber der Anlagen, sondern gleichermaßen für den natürlichen Wasserkreislauf und die Entlastung der Trinkwasseraufbereitung sowie des Abwassersystems. Torsten Grüter Präsident fbr fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 3

Regenwasserbewirtschaftung Regenwasser - für den Kanal viel zu schade Natürliche und technische Wasserkreisläufe Es droht ein Interessenkonflikt um Regenwasser. Stadtplaner wollen Nie- derschläge vorrangig über Gründächer verdunsten, zugunsten der City-Küh- lung und Luftbefeuchtung im Sommer. Investoren wollen es in Gebäuden nut- zen, um Trinkwasser und Gebühren zu sparen sowie den Immobilienwert durch ein Nachhaltigkeitszertifikat hoch zu halten. Alternativ denken sie bei Wohnungsbau, Sporthallen und Beherbergungsbetrieben an Grauwas- sernutzung für die Toilettenspülung, vor allem seit es hierfür in Kombination mit Wärmerückgewinnung staatliche Zuschüsse gibt. Doch wie dramatisch ist die Situation? Einige Wasserversorgungsunterneh- men behaupten nach wie vor, Deutsch- land sei ein an Wasser reiches Land. Solche Äußerungen beziehen sich auf den Durchschnitt und ignorieren, dass der Reichtum nicht gleichmäßig verteilt ist. Die meisten Ballungsräume benöti- gen mehr Trinkwasser, als ihre eigenen Ressourcen vor Ort hergeben. Bereits 2009 hatte die Europäischen Umwel- tagentur gewarnt: „Die Wasserknapp- heit ist ein immer häufiger auftreten- des und beunruhigendes Phänomen, das mindestens 11 % der europäischen Bevölkerung und 17 % des EU-Gebiets betrifft“. Klimafolgenanpassung Die regenarmen und heißen Sommer 2018 und 2019 haben uns, mehr noch als die Trockenphasen in den Jahren zuvor, die Grenzen der Sorglosigkeit gezeigt. In einigen ländlichen Gebieten Niedersachsens bekamen die Bewoh- ner Einschränkungen bei der Trink- wasserversorgung zu spüren. Aber in den Ballungsräumen war „business as usual“. Sie stillen ihren permanenten Durst zu Lasten anderer Regionen über Fernwasserleitungen. Bremen gehört auch dazu, fördert jedoch zur Senkung des Trinkwasserbedarfs seit Jahrzehn- ten schon die Regenwassernutzung – aktuell mit einem erweiterten Pro- gramm, in das die Grauwassernutzung einbezogen wurde. Auch im Rhein-Main-Gebiet tut sich et- was. Die Städte Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt agieren mittlerweile gemeinsam, sie sind möglicherweise auf dem Weg zu einer Modellregion. In Neubauvorhaben und bei der Erschlie- ßung neuer Baugebiete wollen sie se- parate Leitungsnetze für Betriebswas- ser installieren lassen (1). Eine solche zusätzliche dezentrale Wasserversor- gung ist sowohl auf Quartiers- wie auch auf Gebäudeebene möglich. Bei anhaltender Dürre sind nach eini- ger Zeit natürlich die Regenspeicher leer. Diese Ausnahmesituation kann mit kontinuierlich anfallendem Grauwas- ser oder durch die Nachspeisung von Trinkwasser überbrückt werden. Doch im Normalfall halbiert konsequente Regenwassernutzung, falls das ganze Jahr über in Betrieb und ausreichend Sammelfläche zur Verfügung, den Trinkwasserbedarf und somit auch die Wassergebühren – ohne Verlust an Komfort. Grundwasservorkommen stehen dann für Dürreperioden, aber auch langfristig für die nachfolgenden Generationen zur Verfügung. Schließ- lich stellt Grundwasser in Europa etwa 50 % des Trinkwasservorrats dar und ist in Zeiten des Klimawandels unsere wertvollste Ressource. Fällt zur Abwechslung Starkregen, nehmen die Regenspeicher einen Teil davon auf. Bei Vollfüllung und weiter anhaltendem Regen wird der Überlauf nach Möglichkeit vor Ort versickert, das Grundwasser damit angereichert. Dezentrale Versorgung mit Regenwasser auf Quartiersebene 4 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

Regenwasser nutzen bei Neubau, Modernisierung, Altbausanierung - privat, gewerblich und kommunal Ob Hitzewelle oder verregneter Som- mer: Regenwassernutzer sorgen für klimatischen Ausgleich. An nassen Tagen legen sie, ohne aktiv werden zu müssen, einen kostenlosen Vorrat an – mit dem sie in trockenen Zeiten großzügig umgehen dürfen. Und wenn die Wasserrechnung kommt, zahlen sie weniger. Denn sie sparen zusätzlich Trinkwasser und bekommen unter Um- ständen einen Teil der Niederschlags- wassergebühr erlassen. Im Gebäudebestand ist bei umfassen- der Modernisierung der Einbau einer Regen- und Grauwassernutzung eben- so sinnvoll und preiswert wie bei ei- nem Neubau. Dabei können Speicher, Regenwasserzentrale und Filter/Auf- bereitung sowie ein separates Sammel- und Verteilnetz Kosten sparend instal- liert werden. Ökobilanz im Vergleich Verringert sich die Grundwasserent- nahme durch das Nutzen von Betriebs- wasser, werden natürliche Vorräte be- wahrt. Zusätzlich ist der Aufwand für Aufbereitung und Verteilung von Trink- wasser dem entsprechend geringer. Doch rechtfertigt das den Material- und Energiebedarf der vielen kleinen Betriebswasseranlagen? Ja, sagen die Ökobilanz-Forscher der Universität Hannover. Weil dezentrale Anlagen zusätzlich zum Schutz der Trinkwasser- vorräte (und zusätzlich zur Einsparung von Energie für Reinigung und Bereit- stellung) auch eine messbare Entlas- tung der Abwassersysteme bewirken (2). Dies bestätigt eine Untersuchung, die an der Universität Karlsruhe durch- geführt wurde. Und deren Verfasser nennt weitere Aspekte: Benötigt die zentrale Trinkwasser-Versorgung für Aufbereitung und Transport mehr als 0,75 kWh/m³, hat sie einen größeren Anteil am Treibhauseffekt als Regen- wassernutzung im Durchschnitt. Bei Fernwasserversorgung mit einem Energiebedarf von 1,15 kWh/m³ ver- größert sich der Ökobilanz-Vorteil de- zentraler Systeme noch weiter (3). GUT ZU WISSEN • REGENWASSERNUTZUNG Verwenden des atmosphäri- schen Niederschlags, bevorzugt von Dachflächen. Mindestan- forderung ist eine Wasserqua- lität gemäß der europäischen Badegewässerrichtlinie. Stich- proben ergeben regelmäßig deutlich bessere Werte, als dort gefordert. Eine Nachweispflicht besteht nicht. • GRAUWASSERNUTZUNG Verwenden des häuslichen Schmutzwassers ohne Abwas- ser aus Toiletten und Urinalen. Mindestanforderung ist eine Wasserqualität gemäß Anhang D der DIN EN 16941-2, sobald diese veröffentlicht ist. • REGEN- UND GRAUWASSER- NUTZUNGSANLAGEN Sie bestehen aus den vier we- sentlichen Elementen Samm- lung, Behandlung, Speicherung und Verteilung. Eine Genehmi- gung ist in Deutschland nicht erforderlich. Allerdings besteht Anzeigepflicht vor dem Bau ei- ner Anlage bei Wasserversorger und Gesundheitsamt. • BETRIEBSWASSER Nicht-Trinkwasser, z. B. gefilter- tes Regenwasser und aufberei- tetes Grauwasser. Damit darf in privaten deutschen Haushal- ten der Garten gegossen, der Fußboden gewischt, die Toilette gespült und die Wäsche gewa- schen werden. In Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie ergeben sich weitere Möglichkeiten. Mehr Informationen Literaturquellen (1) - (3), s. Seite 15 Regenwassernutzer sorgen für klimatischen Ausgleich fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 5

Regenwasser Von Natur aus rein Besondere Qualität bei Regenwasser - und warum es trotzdem gereinigt wird In vielen Kulturen wird es als so genanntes Himmelswasser geschätzt, für Landwirtschaft und Gartenbau genutzt. Auch in Europa hat Regenwassernutzung eine lange Tradition. War Grund- und Oberflächenwasser nicht ausreichend verfügbar, z. B. in Karstgebieten wie Schweizer Jura, Schwäbische Alb oder Dalmatien, wurde der Niederschlag gesammelt, gefiltert und als Trinkwasser verwendet. Diese Zeiten sind erfreuli- cherweise vorbei. Heutzutage ist wichtig, das per Fernwas- serversorgung gelieferte Trinkwasser besonders sparsam zu verwenden und, wo immer möglich, durch Regenwasser zu ersetzen. So auch in Küstennähe und auf Inseln wie Helgo- land, wo Regenwasser lange Zeit ein wichtiger Bestandteil der Wasserversorgung war. Grundwasser ist dort häufig sal- zig und damit ohne aufwändige Aufbereitung ungenießbar. Ihrer Entstehung in der Atmosphäre verdanken Regentrop- fen ihre Reinheit, sie bestehen aus purem Kondensat. Sie bilden sich an winzigen Partikeln, den so genannten Kris- tallisationskernen. Direkt aus sauberer Luft aufgefangen enthält Regen weder gelöste Stoffe noch Organismen, wie sie in Grund- oder Quellwasser zu finden sind. Regenwasser ist grundsätzlich weich, also frei von Härtebildnern wie z. B. Calcium. Daher ist es ideal für alle Waschprozesse, auch in Gewerbe und Industrie. Und bei Verdunstungskühlung, einer besonders stromsparenden Kühltechnik (4), kann es, wie in der Haushaltswaschmaschine, ohne Enthärtung/Entsalzung verwendet werden. Das spart Material, Geld und entlastet das Abwasser. Ist saurer Regen ein Problem? Nein. Beim Fallen der Regen- tropfen lösen sich in der Luft natürlicherweise enthalte- ne Gase, wie Kohlendioxid. In der Folge sinkt sein ph-Wert leicht ab. Unangenehm saurer Regen entsteht erst, wenn zu- sätzliche Säure bildende Abgase von Vulkanen oder von der Schwerindustrie dazu kommen – das ist in Deutschland kein Thema mehr. Die Synergien von Regenwasser rückhalten, nutzen, versi- ckern und verdunsten werden von kommunalen und privaten Bauherren mittlerweile wahrgenommen, die Potentiale von Ressourcen schonen und gleichzeitig Gebühren sparen eben- falls. Immerhin wird Herstellerangaben zufolge, Stand 2019, etwa jedes dritte neu gebaute Haus in Deutschland mit einem Regenspeicher ausgestattet. Im Trend liegt die automatische Bewässerung, bei sehr großen Gärten mit Speichergrößen bis zu 20 m³. Damit können Hausbesitzer sicher sein, dass auch während der Urlaubszeit teuer angelegte Gärten grü- nen. Das vermeintliche Schreckensszenario mit angeblich hygi- enisch bedenklichem Dachwasser wurde Mitte der 1990er Jahre durch eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchun- gen ad absurdum geführt (5), (6). Es war sachlich ebenso we- nig haltbar wie das Argument, übermäßiges Wassersparen führe zu Ablagerungen mit Spülbedarf im Abwasserkanal. Tatsächlich sind zu flache und altersraue Kanalstrecken die Ursachen. Sie können mit Drachenprofil-Inlinern oder alter- nativen Verfahren saniert werden. Dazu zählt beispielsweise der Einbau von beweglichen Stauwehren, die sich mit Abwas- ser-Wärmerecycling (7) kombinieren lassen – auch hier lie- gen Synergiepotentiale von Wasser und Energie brach, die in Zukunft noch besser ausgeschöpft werden sollten. 6 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

Best Practice: Anwendung, Beratung, Förderung GUT ZU WISSEN Das Wasserversorgungsun- ternehmen hat dem Kunden im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren die Möglichkeit einzuräumen, den Bezug auf den von ihm gewünschten Verbrauchszweck oder auf einen Teilbedarf zu beschränken. Der Kunde ist verpflichtet, seinen Wasserbedarf im vereinbarten Umfange aus dem Verteilungs- netz des Wasserversorgungsun- ternehmens zu decken. (AVBWasserV), § 3 Bedarfsdeckung, Abs. 1 Sofort ausschöpfen können Hauseigentümer im Bundesland Bremen den Topf mit Fördermitteln für Regen- und Grauwas- seranlagen (8). Die Begründung dazu ist übertragbar auf die meisten Kommunen Deutschlands und gilt auch ohne finan- zielle Förderung: „Wasser gibt es in Bremen eigentlich genug, Regen auch. Aber: Das hochwertige Trinkwasser kommt zu 80 Prozent aus dem Umland und es steht nicht unbegrenzt zur Verfügung. Das haben uns auch die trockenen Jahre 2018/2019 gezeigt. Am einfachsten einsparen lässt es sich überall dort, wo keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. Im privaten Bereich gilt dies vor allem für die Toilettenspü- lung, das Wäsche waschen und die Gartenbewässerung. Etwa die Hälfte des Trinkwasserbedarfs kann ersetzt wer- den, wenn Regenwasser oder auch das leicht verschmutzte Abwasser aus der Körperreinigung (Grauwasser) für die Toi- lettenspülung eingesetzt werden. Langfristig spart das Geld und schützt die Grundwasservorräte. Aber es werden auch • die Mischwasserkanäle entlastet, • Gewässer vor Schadstoffeinträgen geschützt • und die Gefahr einer Kellerüberschwemmung vermindert. Deshalb fördert die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mo- bilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau die Neuinstal- lation oder die Nachrüstung von Anlagen zur Regenwasser- und Grauwassernutzung mit bis zu 5.000 EURO“. Eine solche finanzielle Unterstützung gibt es derzeit, Stand 2020, in den anderen deutschen Bundesländern nicht, aber in den Städten Heidelberg, Bad Mergentheim (Main-Tauber- Kreis), Oettingen (Donau-Ries-Kreis) und in der Gemeinde Gräfelfing (Landkreis München). Die Hansestadt Hamburg fördert über die Hamburgische Investitions- und Förderbank seit 2014 Ressourcenschutz in Unternehmen, unter ande- rem für die effiziente Verwendung von Wasser (evtl. durch Regen- und Grauwassernutzung). Es gibt sicher noch weite- re kommunale Förderprogramme - diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit. Ohne Engpass bei der Trinkwasserversorgung engagiert sich die Stadt Bad Säckingen am Hochrhein seit 2013 für Spar- maßnahmen bei Energie und Wasser im Rahmen des euro- päischen Öko-Audit-Verfahrens EMAS. 2018 begann der Umweltbeauftragte Ralf Däubler mit Maßnahmen zur syste- matischen Regenwassernutzung in der Stadtgärtnerei. Schon seit dem Jahr 2000 werden die Bürger regelmäßig über die private und gewerbliche Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser informiert. Die Gemeinde Bräunlingen im Südschwarzwald kooperiert mit dem größten Arbeitgeber ihres Teilortes Döggingen. Der stetig expandierende Lackhersteller Emil Frei GmbH & Co KG perfektioniert Jahr für Jahr die Nutzung des Regen- wassers zur Kühlung der Produktion, Pufferung von Abwär- me, zur Reinigung sowie für die Toilettenspülung (9). Nur so konnte auf die Erschließung weiterer Wasserressourcen für Döggingen verzichtet werden. Mehr Informationen Literaturquellen (4) – (9), s. Seite 15. fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 7

Regenwassersammelsystem Vom Regen in die Traufe Große Dachflächen liefern viel gutes Wasser Haus der deutschen Wirtschaft mit 570 Mitarbeitern in Berlin-Mitte. Vom Glasdach über dem Innenhof gelangt das Regenwasser per Unterdruck-Dachentwässerung und Wirbel- feinfilter in den Regenspeicher. Dort steht es für WC-Spülung und Sprinkleranlage zur Verfügung. Der Filter- und Speicher- überlauf geht in die am Gebäude vorbeiflieißende Spree. Als Auffangflächen für die Garten- und Hauswassernutzung kommen nur Dachflächen in Betracht. Entwässe- rungen von Parkdecks, Straßen, We- gen und Terrassen sind mit Staub und anderen Verschmutzungen zu stark beaufschlagt. Eintrag von Reifenabrieb, organischem Material etc. würde eine aufwendige Aufbereitung des Wassers erfordern. Bestens geeignet sind glatte und chemisch neutrale Dachmateriali- en wie z. B. glasierte Betondachsteine, Schieferplatten, Glas- und Kunststoff- flächen, Ziegel. Metallische Deckungen sind ebenfalls glatt, das weiche Regen- wasser löst an ihren Oberflächen, falls diese nicht entsprechend beschichtet sind, jedoch Metallionen (Schwerme- talle) aus. Für die übliche Regenwasser- nutzung im Haus für WC und Wasch- maschine ist dieser Effekt nicht von Bedeutung, allerdings bei der Garten- bewässerung sowie der Versickerung und Einleitung des Speicherüberlaufs in ein Gewässer. Asbestzementhaltige Dächer sind für die Regenwassernutzung als Sammel- fläche nicht empfehlenswert. Bitumen- dächer können Geruch und Färbung im abfließenden Wasser verursachen. Der Abfluss von Gründächern riecht zwar nicht, ist aber durch die natürlichen Huminstoffe im Substrat bräunlich ge- färbt – sofern nicht, ein zur Regenwas- sernutzung passendes, rein minerali- sches Substrat verwendet wurde. Auch muss bei der Auswahl der Begrü- nung kalkuliert werden, dass sich der Regenertrag für eine Nutzung durch die Verdunstungsrate der Vegetation deutlich verringert. Die Hersteller nen- nen, je nach Dachaufbau, Retentions- werte von 50 - 90 % im Jahresmittel. Das heißt, nur 10 - 50 % der auftreffen- den Regenmenge kommen im Speicher an. Vorschlag: Bei großen Dächern so viel Fläche, wie für ausreichend Regener- trag zur Nutzung erforderlich ist, unbe- grünt lassen. Für den Regenertrag sind mehrere Faktoren ausschlaggebend: Die örtliche Niederschlagsmenge, die Größe der Auffangfläche, der Benet- zungsverlust bei porösem Dachmate- rial bzw. die spezifische Retentionswir- kung bei Gründächern. DIN 1989-1 (11) bietet in einer Tabel- le den Ertragsbeiwert, mit dem je nach Sammelfläche die „verlorene“ Regen- menge rechnerisch korrigiert wird. Nicht von Bedeutung ist die Dachnei- gung, denn allgemein wird davon aus- gegangen, dass der Niederschlag von oben fällt und so die Dachgrundfläche einschließlich der Überstände an Trau- fe und Giebel, also zwischen den Au- ßenkanten, maßgeblich ist. Bemessung der Dachgrundfläche 8 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

Worauf es beim Filtern von Regenwasser ankommt Filterreinigung ist die einzige regelmä- ßig erforderliche Wartung. Sie kann ohne weiteres von den Regenwasser- nutzern selbst durchgeführt werden. Sehr feine Stoffe, die solche Filter pas- sieren, werden als Schwimmstoffe und Sedimente im Speicher weitgehend eliminiert. Nicht gefiltert werden können Farb- und Huminstoffe von Gründächern, gelöste organische Verbindungen von Bitumendächern, sowie Metallionen von Kupfer-, Blei- und Zinkdächern. Für die Nutzung in WC und Waschmaschi- ne stören Farb- und Huminstoffe, bei der Gartenbewässerung und der Versi- ckerung des Speicherüberlaufs jedoch nicht. Genau anders herum verhält es sich mit den Schwermetallen. Wer ein neues Gründach baut und das Regen- wasser im Haus nutzen möchte, be- stellt ein geeignetes Huminstoff-freies Substrat – mit dem sich allerdings nur extensive Begrünungen realisieren las- sen. Filtertypen Filter werden unterschieden nach ih- rem Einbauort: • in der Fallleitung, empfehlenswert bei wenigen Fallrohren wegen An- schaffungs- und Montagekosten sowie Reinigungsaufwand. • in der Grundleitung, empfehlens- wert bei vielen Fallrohren. Maximal an- schließbare Dachfläche beachten. • im Regenspeicher integriert, daher keine separate Montage. Zur Reinigung muss der Speicher geöffnet werden. Unabhängig davon können Filtertypen in zwei Gruppen eingeteilt werden, je nachdem, ob sie mit und ohne Was- serverlust bzw. Selbstreinigung funk- tionieren. Bei der Bemessung des Re- genertrags muss die Wassermenge, die beim selbsttätigen Spülen des Filters verlorengeht, in Abzug gebracht wer- den. Dazu sind Herstellerangaben hilf- reich. Sofern das Spülwasser des Filters mit dem Speicherüberlauf in eine unter- irdische Versickerung geht, muss zum Schutz der Sickerrigole vor Verstop- fung ein zusätzlicher Schmutzfang für das abgespülte Filtergut eingebaut werden. Die fbr-Marktübersicht (10) zeigt eine große Anzahl verschiedener Filterprodukte im Vergleich. Für alle gilt: • Die bei der Niederschlagsentwäs- serung am Gebäude nach DIN 1986- 100 zugrunde gelegte Berechnungs- Regenspende muss den Filter rückstau- frei passieren können. GUT ZU WISSEN Die Unterdruck-Dachentwässe- rung inklusive ihrer patentierten Einläufe ist eine Variante für große, meist industrielle Ob- jekte mit hoher Ablaufleistung, mit wenig Fallleitungen, kleinen Rohrdimensionen und hori- zontalen Rohrleitungen ohne Gefälle. Während das System bei schwachem Regen wie eine konventionelle Dachentwässe- rung funktioniert, füllen sich die Rohrleitungen bei starkem Nie- derschlag rasch und vollständig mit Wasser. Dadurch entsteht im Rohr eine geschlossene Wasser- säule, was mittels Schwerkraft im Fallrohr zu einem natürlichen Unterdruck führt und so für eine hohe Ablaufleistung sorgt. In der Folge wird Niederschlagswasser vom Dach effizient und schnell absaugt. Vorteil: Regenspeicher können in beliebiger Höhenlage im Gebäude oder oberflächennah außen am Gebäude liegen, ohne vom Gefälle langer Grundleitun- gen abhängig in großer Tiefe zu sein. Beispiel: Ein Fallrohr DN 100 aus Metall kann max. 150 m² Dachfläche entwässern bei einer Regenspende von 300 Liter pro Sekunde und Hektar und hat dabei einen Abfluss von Qr = 4,5 l/s. Diese Leistung muss der Filter auch haben. • Der Leitungsquerschnitt des Fil- terzulaufes muss durch den Filter hindurch gewährleistet sein, d. h. ein Tennisball, der vom Dach in den Filter gelangt, muss diesen Richtung Überlauf verlassen können. • Reinigungsintervalle sollen nicht häufiger als viertel- oder halbjährlich notwendig sein; diese Wartungstätig- keit muss schnell und ohne großen Auf- wand zu erledigen sein. Mehr Informationen Literaturquelle (10), s. Seite 15. fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 9

Regenwasservorrat Gut gespeichert ist halb gewonnen Richtige Speichergröße und -ausstattung machen eine Anlage effektiv Varianten von be- ruhigtem Zulauf: (li.) Unterwasser- pumpe mit schwimmender Entnahme und Überlaufsiphon. (re.) Pumpen- steuerung über Regenwasserzent- rale, schwimmende Entnahme und Überlaufsiphon (s. auch Abb. S. 11) Regenwassernutzungsanlagen bestehen im Wesentlichen aus vier Elementen: Sammlung, Behandlung, Speicherung und Verteilung. Der Regenspeicher ist das größte Bauteil der Anlage. Er kann im Gebäude oder außerhalb integriert sein. so kann das Wasser nur über eine niveaugesteuerte Pumpe in die Sickereinrichtung gehoben werden. Alternativ bietet sich die Einleitung in ein oberirdisches Gewässer oder die un- terirdische Versickerung an. Beides ist in der Regel „erlaub- nispflichtig“; zuständig dafür ist die untere Wasserbehörde. Tipps für die Planung: • Bei flachem Gelände Regenspeicher unter erhöhtem Be- reich (z. B. Terrasse oder Carport) platzieren, so dass das Überlaufrohr mit seiner Unterkante auf Höhe des Garten- geländes zu Tage tritt. Dort für den Speicherüberlauf auf be- wachsenem Oberboden eine Sickermulde für maximal 30 cm Wasserstand oder einen Teich mit Sickerzone am Ufer anle- gen (vgl. Abb. Seite 5). Eine Alternative ist eine unterirdische Versickerungsrigole. • Im Interesse einer guten Wasserqualität den gespeicher- ten Vorrat vor Lichteinfall und Wärme schützen. Kleinste Mengen von Schwimm- und Schwebstoffen, die den Filter passieren konnten, sinken nach einiger Zeit auf den Speicher- boden - ein erwünschter selbsttätig ablaufender Reinigungs- prozess. Um das Aufwirbeln des Sediments zu vermeiden, den Zulauf durch Formstücke beruhigen – falls dies nicht oh- nehin durch einen Filter innerhalb des Speichers geschieht. Aus demselben Grund sollte die Wasserentnahme knapp un- ter dem Wasserspiegel über eine schwimmende Ansaugung erfolgen (vgl. Abbildungen oben). • Die Saugleitung vom Speicher außerhalb des Gebäudes ansteigend zur Betriebswasserpumpe im Haus und in frost- sicherer Tiefe verlegen. • Bei einem Anschluss an die Kanalisation einen Überlaufsi- phon zum Schutz vor Gasen und bei Bedarf einen Rückstau- schutz einplanen. Überlauf und Rückstauschutz Der Überlauf aus Regenspeichern soll in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt werden, möglichst über be- wachsene Sickermulden. Liegt der Speicherüberlauf zu tief, Bei Kanalanschluss muss der Überlauf rückstaufrei ange- schlossen sein. Dies ist der Fall, wenn die Rohrsohle des Ablaufes am Speicher höher liegt als die Rückstauebene des Kanals. Sofern die örtlichen Behörden bzw. Betreiber der Abwasseranlagen in der Entwässerungssatzung nichts ande- res angeben, gilt die Oberkante Straße/Kanalschacht-Abde- ckung als maßgebliche Rückstauebene. Liegt der Speicher- überlauf unterhalb der Rückstauebene des Kanals, so ist eine Hebeanlage erforderlich. Im Rückstaufall, meist während heftigen Niederschlägen, muss mit großen Wassermengen von den angeschlossenen Sammelflächen gerechnet werden. Versagt dann die Hebeanlage, z. B. durch Stromausfall, baut sich bei vollem Speicher ein Überdruck im Zulauf auf mit der Gefahr von Wasserschäden. Daher wird ein Regenspeicher im Gebäude unterhalb der Rückstauebene grundsätzlich nicht empfohlen. Außenspeicher, die unterhalb der Rückstau- ebene liegen, können alternativ zur Hebeanlage nach DIN 1989-1 (11) unter bestimmten Umständen mit einem Rück- stauverschluss für fäkalienfreies Abwasser gemäß DIN EN 13564 (12) an den Niederschlagswasserkanal eines Trenn- systems angeschlossen werden – nicht jedoch an einen Misch- kanal. Voraussetzung: Eine vom häuslichen Schmutzwasser getrennte Entwässerung, die gemäß Abwassersatzung der Kommune zulässig ist. Und es darf keine Gefahr von Schäden durch Überflutung bestehen bei geschlossenem Rückstau- verschluss und weiter zufließendem Niederschlag. Sobald DIN 1989-1 zurückgezogen und durch DIN EN 16941-1 (13) in Verbindung mit DIN 1989-100 (14) ersetzt wird, gelten die Hinweise der beiden zuletzt genannten Normen. 10 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

GUT ZU WISSEN Den letzten Tropfen von Starkre- genfällen zu sammeln gelingt nicht und ist ökonomisch nicht sinnvoll. Anzustreben ist, dass Ertrag und Bedarf etwa gleich groß sind. Dann ist der Nut- zungsgrad optimal, d. h. we- nig Regenwasser geht in den Überlauf und wenig Trinkwasser muss nachgespeist werden. Dabei den Unterschied von Nennvolumen und Nutzvolumen der Regenspeicher beachten! Tatsächlich nutzbar ist nur das Volumen zwischen Mindestwas- serspiegel und Speicherüberlauf. Es wird durch Berechnung nach DIN 1989-1, Kapitel 16, ermittelt und in den Produktinformationen genannt. Genaue Berechnungen bieten Speicher- und Anlagenherstel- ler kostenlos im Internet oder die unabhängige Fachvereini- gung fbr unter https://regenwasser-experten.fbr.de/ (größere Niederschlagsmengen Bedingt durch den Klimawandel und die verschobenen Nie- derschlagsereignisse im Winter sowie Starkregenereignisse in den Sommermonaten), empfiehlt die fbr heute größere Speichervolumen, die die As- pekte der Regenrückhaltung zum Schutz vor Überflutungen und der Wasserbevorratung für Trockenperioden berück- sichtigen. Größere Anlagen müssen von erfahrenen Betrieben oder Bü- ros durch Simulation ausgelegt werden. Für mehr Regener- tragsmenge kann u. U. Oberflächenwasser (bei geeigneter Nutzung und Reinigung) oder Niederschlagswasser von be- nachbarten Gebäuden verwendet werden (schriftliche Ver- einbarung empfohlen). Unterirdische Außenspeicher müs- sen für die maximale Belastung vor Ort ausgelegt sein, z. B. für PKW-Stellplatz oder Feuerwehrzufahrt. Mehr Informationen Literaturquellen (11) – (14), s. Seite 15. Regenspeichergröße berechnen Durch die Regenwassernutzung können im Idealfall etwa 50 % des Trinkwassers durch Regenwasser ersetzt werden. Mit DIN 1989-1 (11) wurde im Jahr 2002 die bis heute in der ursprünglichen Fassung gültige und allgemein anerkannte Regel der Technik für Regenwassernutzungsanlagen veröf- fentlicht. Sie enthält in Kapitel 16 folgenden Hinweis: „Die optimale Größe des Nutzvolumens von Regenwasserspei- chern sollte in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Regenwasserertrag und Betriebswasserbedarf stehen. Eine Optimierung des Nutzvolumens ist unter quantitativen und wirtschaftlichen Aspekten durchzuführen“. Bei Hartdächern 25 – 50 Liter Nutzvolumen pro m² Dach- grundfläche Bei Gründächern 10 – 20 Liter Nutzvolumen pro m² Dach- grundfläche Bei Ein- und Zweifamilienhäusern 800 – 1.000 Liter Nutz- volumen pro Bewohner Überschlägige Schätzung • Speichergröße in Abhängigkeit des Wasserertrags an Orten mit 600 - 1.200 mm Jahresniederschlag: • Alternative Speichergröße in Abhängigkeit der Personen- zahl: • Zusätzliches Speichervolumen für Bewässerung im Frei- land: 6 % des Jahresbedarfs; Dieser beträgt 80 – 200 Liter je m² Gartenfläche, je nach Pflanzenart und Mikroklima, den natürlichen Nieder- schlag ergänzend. fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 11

Regenwasserverteilung Energiesparend fördern und verteilen Die Regenwasserzentrale - Steuerung für Pumpen und Nachspeisung Die Regenwasserzentrale ist das „Herz“ des Systems. Sie steuert bei Wasser- entnahme an einer Verbrauchsstelle (das bedeutet Druckabfall in einer der Verbrauchsleitungen) automatisch die Pumpentechnik. Sie kontrolliert per- manent den Wasserstand im Regen- speicher und lässt bei Bedarf Trinkwas- ser ins System fließen. Sie versorgt die Pumpen mit Strom und zeigt über ein Display diverse Betriebszustände an – die für jede Anlage spezifisch program- miert werden können, z. B. der Wasser- druck in den Leitungen. Weitere Optionen, je nach Hersteller: • Bei Mehrpumpenanlagen alternie- render Betrieb, d. h. die Pumpen wer- den abwechselnd in Betrieb genom- men, so dass sie gleichmäßig genutzt werden und bei Spitzenbedarf jeder- zeit anspringen • Probebetrieb der Nachspeisung in vorgegebenem Intervall, um einer Ver- kalkung bei langen Betriebspausen im Magnetventil vorzubeugen • Optische Anzeige bei Trinkwasser- betrieb, so dass die Waschmittel- bzw. Enthärter-Dosierung auf den Härte- grad des Trinkwassers angepasst wer- den kann • Frequenzsteuerung der Pumpe mit elektronischen Zusatzfunktionen, z. B. für optimalen Ein- und Ausschaltzeit- punkt, um gleichmäßige Druckverhält- nisse an den Entnahmestellen sowie Energie sparenden Betrieb zu ermögli- chen Üblicherweise befindet sich die Regen- wasserzentrale im frostfreien Tech- nikraum eines Gebäudes. Für Einfa- milienhäuser wird sie meist mit einer selbstansaugenden Pumpe betrieben und an der Wand montiert, mit mög- lichst kurzen Leitungsstrecken zum Regenspeicher einerseits und zu den Entnahmestellen andererseits. Für den Schallschutz im Wohnhaus nach Mög- lichkeit • zwischen Regenwasserzentrale und Saug- sowie Druckleitung flexible An- schlussstücke einsetzen, • Vibrationspuffer bei der Montage zur Wand/zum Boden verwenden, • eine Regenwasserzentrale auswäh- len, die eine Luftschall-Schutzhaube vor den Pumpen hat. Saugpumpen haben jedoch eine be- grenzte Förderhöhe. Dies ist physika- lisch bedingt durch den Luftdruck von ca. 1 bar. Theoretisch beträgt die Höhe der Wassersäule zwischen dem tiefer liegenden Behälter und der Pumpe max. 10,2 Meter. In der Praxis, bedingt durch Reibungswiderstand und Druckverlus- te, werden 6 - 8 Meter erreicht. Mit zu- nehmendem Alter und Verschleiß einer Pumpe reduziert sich dieser Wert noch weiter. Vom Energiebedarf her sinnvoll ist daher ab einer Höhendifferenz von ca. 4 Meter zwischen Pumpenstand- ort und minimalem Wasserspiegel im Speicher der Systemwechsel auf eine Nachspeisung mit Unterwassermotor- pumpe. Sie steht auf dem Boden des Regenspeichers oder hängt an einer Kette – idealerweise mit schwimmen- dem Ansaugschlauch, so dass kein Se- diment vom Speicherboden angesaugt wird. Bei einem Wasserstand von 10 bis 20 Zentimetern schaltet die Regenwas- serzentrale aus demselben Grund auf Trinkwassernachspeisung um. Je nach Pumpentyp muss zur Kühlung mehr Restwasser im Speicher bleiben. Weitere Vorteile einer Unterwasser- motorpumpe: • Robust und wenig störanfällig, da „drücken“ statt „saugen“ auch bei in die Leitung eindringenden Luftbläschen funktioniert. • Kann im Gegensatz zu Saugpumpen auch bei geringen Rohrdurchmessern (dadurch hoher Reibungswiderstand) und bei Entfernungen von mehr als 20 Metern bis zur Regenwasserzentrale eingesetzt werden. Nachteile: • Ca. 50 % höhere Anschaffungskos- ten gegenüber einer Saugpumpe mit vergleichbarer Leistung. • Aufwendige Montage mit lösbarer Druckleitung und Zugseil, denn zu In- spektion und Wartung muss der Spei- cher geöffnet und die Pumpe nach oben gezogen werden. 12 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

Kennzeichnung und Nachspeisung: Gesetzlich verankert GUT ZU WISSEN Das Material von Druckerhö- hungsanlagen und Verteillei- tungen muss für Regenwasser geeignet sein. Bewährt haben sich Kunststoff und Edelstahl, nicht jedoch verzinkter Stahl. Das weiche Regenwasser greift bestimmte Metalle an, die für Trinkwasser geeignet sind. Im Trinkwasser wird von den Was- serversorgungsunternehmen ein Mindesthärtegrad garantiert, so dass sich im Rohr eine, das Me- tall schützende, Schicht bilden kann. Bei Regenwasser ist dies nicht der Fall. Unter welchen Vo- raussetzungen Kupferleitungen für Regenwasser geeignet sind, ist beim Deutschen Kupferinstitut zu erfahren. Anschluss und Kennzeichnungsset Zur Sicherheit der Trinkwasserver- sorgung wurden Rechtsverordnungen erlassen, die im Zusammenhang mit Betriebswasser (das keine Trinkwas- serqualität hat) gelten. Das nicht Ein- halten von Normen, deren Anwendung in einer Verordnung gefordert wird, kann damit strafrechtlich geahndet werden. In Bezug auf die Nutzung von Betriebswasser inklusive Regenwasser gelten z. B.: • die Verordnung über Allgemeine Be- dingungen für die Versorgung mit Was- ser (AVBWasserV), speziell § 3,2 (15), • die Trinkwasserverordnung (Trink- wV), speziell § 17,6 (16). In DIN 1989-1 (11), zukünftig der DIN EN 16 941-1 (13) in Verbindung mit DIN 1989-100 (14), sind diese Aspek- te unter den Begriffen „Kennzeich- nung“ und „Nachspeisung“ im Sinne der o. g. Verordnungen geregelt. Die Kenn- zeichnung soll die Verwechslung von Trinkwasser führenden Leitungen und Entnahmestellen mit solchen, die Be- triebswasser führen, verhindern. Im Einzelnen wird gefordert: • Eindeutige und dauerhafte farbige Kennzeichnung der Betriebswasserlei- tungen nach DIN 2403 (17), ergänzend dazu Beschriftung mit „Betriebswas- ser“ oder „Regenwasser“ oder „Kein Trinkwasser“ • Hinweisschild auf die Betriebswas- seranlage vor der Unterverteilung des Trinkwassernetzes • Hinweisschild „Kein Trinkwasser“ oder ein entsprechendes Symbol nach DIN 4844-1/-2 (18), dauerhaft an den Entnahmestellen des Betriebswassers. Sind diese öffentlich/frei zugänglich, zusätzlich ein abschließbarer oder ab- nehmbarer Drehgriff. Die Nachspeisung stellt die Betriebs- sicherheit der Anlage automatisch her, sobald der Mindestwasserstand im Speicher erreicht wird. Das für eine Regenwassernutzungsanlage nach- gespeiste Wasser kann z. B. Brunnen- wasser oder Grauwasser sein, wenn es seiner Qualität nach für den Verwen- dungszweck geeignet ist Weitere Anforderungen an die Nach- speisung: • Wird Trinkwasser verwendet, ist eine Sicherungseinrichtung Typ AA oder AB nach DIN EN 1717 (19) zu ver- wenden. Sie darf nicht im Regenspei- cher oder Einstiegsschacht installiert sein und muss vor Überflutung durch Rückstau geschützt sein • Der Volumenstrom der Nachspei- sung muss den Spitzendurchfluss der Entnahmestellen gewährleisten • Bei der Verwendung von schnell- schließenden Armaturen muss ein druckstoßarmer Betrieb sichergestellt sein Ein normgerechtes Nachspeisemodul ist üblicherweise Bestandteil einer nach geltenden technischen Regeln vorgefertigten Druckerhöhungsanlage. Die Schilder und Beschriftungsfolien sind Zubehör im Lieferprogramm der Anlagenhersteller bzw. Händler. Mehr Informationen Literaturquellen (11) – (19), s. Seite 15. fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 13

Energie und Betriebswasser Synergie aus Wasser und Wärme Best Practice bei Energieeinsparung durch Regen- und Betriebswasser einer Wasserfläche mit entsprechend repräsentativer Bepflanzung und die Steigerung der gewonnenen Energie- leistung der Photovoltaik bieten eine mehrfache Win-win-Situation. Beispiel 3: Die Nutzung von Verduns- tungskälte für Gebäude ist eine kli- mafreundliche „Low Tech“-Alternative zur Nutzung herkömmlicher Systeme. Konventionelle Kälteerzeuger, wie z. B. der einfache Kühlschrank, nutzen Strom als Antriebsenergie und erzeu- gen dabei Abwärme. Adiabate Abluft- kühlung ist bei großen Klimaanlagen aller namhaften Hersteller, jedoch auch für kleine Gebäude, möglich und laut VDI 6022 zulässig, wenn keine Ab- luft in die Zuluft übertreten kann. Bei der adiabaten Abluftkühlung wird das Regenwasser in den Abluftstrom ver- dunstet und der Kühleffekt über einen Wärmetauscher auf die Außenluft/Zu- luft übertragen. Monitoringergebnis- se, gewonnen am Institut für Physik in Berlin-Adlershof: Betriebskosten für Strom pro 1.000 kWh bei adiabater Abluftkühlung mit Regenwasser 1,06 €, mit Trinkwasser 7,24 € (Gebühren und Entkalken) – bei Verwendung einer Kompressionskälteanlage 90,24 €, bei einer Absorptionskälteanlage 161,05 € (21). Bei der ersten Variante mit Regen- wasser wurde zudem Niederschlags- wasser dezentral bewirtschaftet und dabei in den natürlichen Kreislauf, die Atmosphäre, auf kurzem Wege zurück- gegeben. Beispiel 4: Die Wärmerückgewin- nung aus häuslichem Grauwasser in Verbindung mit der Aufbereitung und Nutzung des Grauwassers (22) holt aus dem häuslichen Abwasser deut- lich mehr Energie, als zum Betrieb der Anlage benötigt wird, und funktioniert nahezu wartungsfrei. Es wirkt – ganz im Gegensatz zur bisherigen Betriebs- weise der zentralen Wasserwirtschaft – durch diesen Energie-Überschuss und die damit verbundene CO2-Einspa- rung positiv auf das Klima. Beispiel 1: Solargründächer, die Strom- gewinnung und Verdunstung kombi- nieren, behalten an ihrer Oberfläche nahezu Außentemperatur und reduzie- ren langwellige Wärmestrahlung. Das hilft, Einbußen bei der Modulleistung zu reduzieren und stellt einen Vorteil gegenüber unbegrünten Dächern dar (20). Der Effekt lässt sich optimieren, wenn die Gründachüberläufe in einem Regenspeicher aufgefangen und bei ausgetrocknetem Gründach auf der Dachbegrünung versprüht werden – eine zusätzliche Anwendung für Re- genwassernutzung! Beispiel 2: Solarpaneele an der südli- chen Gebäudefassade lassen sich kom- binieren mit einer darunter bzw. davor liegenden Wasserfläche, die gespeist wird aus einem Regenspeicher (Bei- spiel ehemalige Solarfabrik in Freiburg i. Br., Industriegebiet „In der Haid“). Die Verdunstung des Wassers kühlt die Luft in der Umgebung der Paneele und steigert so deren Stromausbeute. Zusätzlich wirkt die Wasserfläche als Spiegel der Sonnenstrahlung und er- höht den auf die Paneele treffenden Strahlungsanteil. Die stadtklimatisch vorteilhafte Verdunstungskühlung, die Erhöhung des wasserwirtschaftlich noch zu geringen Verdunstungsanteils von Niederschlägen in Siedlungsge- bieten, das architektonische Potential 14 fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser

Literatur Mehr Informationen zu den Ausführungen auf den Seiten 4 - 14: Hrsg.: Mall GmbH, Donaueschingen, 2016 wassernutzung e. V. (fbr), Darmstadt, 2004. www.fbr.de/publikationen/fbr-top Reihe/ (1) fbr-wissen. Regenwasser sammeln und nutzen. Information für Kommunen. Hrsg.: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr). Darmstadt, 2019 Jahrbuch Ökologisch Bauen und Renovieren 2018, S. 129-130. https://www.bremer-umwelt-beratung.de/Foerderprogramme-Regenwasser-und-Grauwassernutzung.html Frei, H.-P.: Energetische Nutzung von Regenwasser. Erfahrungen bei der Kühlung mit Regenwasser im Produktionsbe- trieb. In: Energetische Nutzung von Regenwasser, Schriftenreihe Band 16. Hrsg.: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr). Darmstadt, 2013 (1) (2) Müller, U. et. al.: Regenwassernutzungsanlagen, eine ökologisch sinnvolle Alternative? Überlegungen zu einer Bremer Produkt-Ökobilanz. Diskussionspapier Nr. 193, Institut für Ordnungs- und Prozesspolitik, FB Wirtschaftswissenschaf-‘ ten, Hannover, 1995 (3) Späth, L.: Ökologische Aspekte der Nutzung von Regenwasser als Brauchwasser im Haushalt. Vorbereitung einer ge- samtökologischen Bewertung unter Verwendung des Softwarepakets Umberto. Diplomarbeit an der Universität Karls- ruhe, Institut für Siedlungswasserwirtschaft. Karlsruhe, 1999 Schmidt, M.: Energieeffiziente Gebäudekühlung durch Regenwassernutzung. In: Ratgeber Regenwasser, 8. Auflage. (4) Hrsg.: Mall GmbH, Donaueschingen, 2020 (5) Holländer, R.: Besteht eine Infektionsgefahr bei der Nutzung von Regenwasser? In: Ratgeber Regenwasser, 6. Auflage. (6) Regenwassernutzung im häuslichen Bereich – kein Gesundheitsrisiko. fbr-top 2. Fachvereinigung Betriebs- und Regen- (7) König, K. W.: Wärme aus dem Abwasser. Wärmeversorgung des Wohngebiets Alter Stadthafen, Oldenburg. BUND- (8) (9) (10) fbr-Marktübersicht. Ein Produktkatalog von Fabrikaten und Typen unterschiedlicher Hersteller, u. a. zu Regenwasser- (11) DIN 1989-1:2002-04. Regenwassernutzungsanlagen, Teil 1: Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung. Beuth Verlag. (12) DIN EN 13564-1:2002-10. Rückstauverschlüsse für Gebäude – Anforderungen. Beuth Verlag. Berlin, Oktober 2002 (13) DIN EN 16941-1:2018-06. Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser — Teil 1: Anlagen für die Verwendung von Regen- (14) DIN 1989-100. Regenwassernutzungsanlagen — Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 16941-1 (In Vor- (15) AVBWasserV: „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser vom 20. Juni 1980 (BGBl. I S. 750, 1067), die zuletzt durch Artikel 8 der Verordnung vom 11. Dezember 2014 (BGBl. I S. 2010) geändert worden ist“ (16) TrinkwV: Trinkwasserverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. März 2016 (BGBl. I S. 459), die zuletzt (17) DIN 2403:2018-10. Kennzeichnung von Rohrleitungen nach dem Durchflussstoff. Beuth Verlag, Berlin, Oktober 2018 (18) DIN 4844-1:2012-06. Graphische Symbole - Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen - Teil 1: Erkennungsweiten und farb- und photometrische Anforderungen. DIN 4844-2:2012-12. Graphische Symbole - Sicherheitsfarben und Sicher- heitszeichen - Teil 2: Registrierte Sicherheitszeichen. Beuth Verlag, Berlin, 2012 (19) DIN EN 1717:2011-08. Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in Trinkwasser-Installationen und allgemeine (20) Mann, G.; Mollenhauer, F.: Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung. In: GebäudeGrün Ausgabe 1. (21) Schmidt, M.: Energieeffiziente Gebäudekühlung durch Regenwasserverdunstung. In: Ratgeber Regenwasser (22) DIN EN 16941-2. Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser - Teil 2: Anlagen für die Verwendung von Grauwasser. wasser. Diese europäische Norm legt Planung, Bemessung, Einbau, Kennzeichnung, Inbetriebnahme und Wartung von Regenwassernutzungsanlagen zur Verwendung von Regenwasser für verschiedene Nutzungen vor Ort als Ersatz für Trinkwasser fest. Beuth Verlag, Berlin, Juni 2018 (Hrsg.:) Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG), Berlin 2020 8. Auflage. (Hrsg.:) Mall GmbH, Donaueschingen 2020 Beuth Verlag, Berlin (In Vorbereitung) Anforderungen an Sicherungseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch Rückfließen; Deutsche Fassung EN 1717:2000; Technische Regel des DVGW und Grauwasserrecycling. Hrsg.: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr). Darmstadt, 2019 Berlin, April 2002 bereitung) durch Artikel 1 der Verordnung vom 20. Dezember 2019 (BGBl. I S. 2934) geändert worden ist“ fbr-Wissen — Energieeffiziente Gebäudeplanung mit Regenwasser 15

Regenwassermanagement als Klimaanpassungsstrategie bei Starkregenereignissen und in Trockenperioden nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Ganzjäh- rig genutzte Regenwasserspeicher und nachgelagerte Systeme zur Rückhaltung und Versickerung reduzieren den Regenwasserabfluss von Grundstücken, inkl. Rück- haltung der Abflussspitzen (= Überflutungsschutz), und helfen in Trockenperioden Oberflächenwasser- und Grundwasserreserven zu schützen. Diese stehen dann für andere Anwendungen, wie z. B. Bereitstellung von Trinkwasser oder Bewässerungs- wasser für Grünflächen sowie Landwirtschaft, zur Verfügung. Die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwasernutzung e. V. empfiehlt, dass bei jedem Neubau und jeder Sanierung ein separates Leitungssystem installiert wird, damit die Regenwasser- und/oder Grauwassernutzung (Betriebswassernutzung) möglich ist. So werden Gebäude ressourceneffizienter, denn häuslicher Trinkwas- serverbrauch und Abwasseranfall reduzieren sich signifikant, wenn ganzjährig Toi- letten sowie Waschmaschinen mit Betriebswasser betrieben werden. Dezentrale Anlagen haben darüber hinaus bemerkenswerte Energie-Einsparpo- tentiale. Bisher wenig genutzt, aber besonders wirkungsvoll, ist die Klimatisierung von Gebäuden mit wassergestützten Kühlsystemen, die mit Regenwasser betrieben werden. Bei der Verwendung von weichem Regenwasser entfällt der Prozess der Enthärtung bzw. Entsalzung. Das senkt den Energieverbrauch im Vergleich zur kon- ventionellen Klimatisierung deutlich. Ergänzend reduzieren sich Investitionen so- wie Material- und Wartungsaufwand. Diese Fachinformation wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von: